Satirisches Wörterbuch der Sportarten von Kai Thöne
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3D-Bogenschießen
Nachahmung der Jagd mit Pfeil und Bogen, die Freibeutler vormals zum Nahrungserwerb durchführten. Heute finden bei der Sportart keine Tötungen von Tieren statt, so dass auch kein Braten für den heimischen Topf gewonnen werden kann. Ebenso nachahmerisch wie das Erlegen ist auch die Geisteshaltung des Sportlers, die sich in einer Konjunktivschleife dreht. Wahlspruch: „Wenn ich wollte, dann könnte ich ja.“ Diese Prahlerei stößt bei Nichtausübern der Sportart in der Regel auf wohlwollendes Unverständnis.
Angeln
Von vielen müde belächelt als Möglichkeit seine Freizeit ohne Ehefrau, Ehemann, Freund:in, etc.etc.etc. in Ruhe an einem mückenverseuchten See zu verbringen. Dieses weit verbreitete Vorurteil stimmt selbstverständlich nicht. Die Sportart ist eine Philosophie mit mehrstufiger Erkenntnishierarchie. Stufe 1: „Bitte, lass ihn beißen!“ Stufe 2: „Ich gehe erst wieder nach Hause, wenn ich den 1,5m-Wels habe!“ Stufe 3: „Ich schmeiße alles wieder rein!“ Stufe 4: „Ohne Haken ist das Beste!“ Stufe 5: „Zum Angeln brauche ich noch nicht mal Wasser!“. Alle weiteren Stufen sind nur noch dem inneren Zirkel des Sports bekannt.
Crossfitness
Copy-und-Paste-Sportart, die aufgrund des markenrechtlich geschützten Namens eines kommerziellen Anbieters, mit einem ähnlich klingenden auf denselben Zug der Popularität aufspringen will. Tatsächlich sind beide Sportarten, die mit dem geschützten Namen und die Crossfitness, als Funktionelles Training zu bezeichnen. Frei nach dem Motto: neue Farbe + neues Logo = neue Sportart.
Eltern-Kind-Turnen
Streng genommen ist das Eltern-Kind-Turnen fehlbenannt, da die anwesenden Eltern, die auch noch nicht einmal Eltern sein müssen, keinerlei Sport betreiben. Es sei denn man zählt das Parlieren in Sporthallen neuerdings als Sportart. Gemäß guter sportlicher Kameradschaftstradition wurden in solchen Kursen von den Kindern bereits Freundschaften fürs Leben beschlossen.
Fußball
Außergewöhnliche Sportart, die einen Bipoden vor die Herausforderung stellt zum Monopoden zu werden, da das andere Bein hauptsächlich zum Vortrieb des Sportgerätes benutzt wird. Die sich hieraus ergebende Dynamik kann schwere Stürze zur Folge haben und sollte von klein auf geübt werden. Üblicherweise finden Regelverstöße statt, indem unerlaubte Körperteile für den Umgang mit dem Sportgerät heran gezogen werden, um sich so einen Vorteil gegenüber den korrekt Spielenden zu verschaffen. Diese rebellischen Gesten schafften es zu Stilikonen der Populärkultur (siehe: Hand Gottes). Bis auf eine Minderheit ist die große Menge der Zuschauer dieser Sportart ausschließlich in der Lage das Sportgeschehen zu konsumieren und kommentieren. Eine eigene Ausübung wird als unfein und daher als undenkbar angesehen. Eine nennenswerte Zahl von Zuschauen ist nach einem Spiel, ohne eigene körperliche Beteiligung, nicht mehr in der Lage sich als Bipode vom Spielort zu entfernen.
Golf
Eigentlich der Vortrieb eines kleinen Balls (Durchmesser min. 42,672mm) von einer Startmarke zu einem Zielpunkt (Bahn). Mittels unterschiedlicher Schläger, die in der Regel beidhändig geführt werden. Die übliche Kombination von verschiedenen Bahnen zu einem Platz führt zu einem enormen Landschaftsverbrauch und erheblichen Unterhaltungsaufwand. Dies wirkt wie ein natürlicher Filter auf die Teilnehmer, da der Sportler, selbstverständlich, die Kosten trägt. Angenehmer Nebeneffekt ist, dass sich innerhalb der Gemeinschaft der Sporttreibenden sozial homogene und harmonische Gruppen bilden können.
Handball
Eine aus dem Handgemenge, Kampf Mann-gegen-Mann, hervor gegangene Sportart, die mit der Verfeinerung der bürgerlichen Lebensweise ein Regelwerk und Sportgerät bekommen hat. So dass heute, oberflächlich betrachtet, ein Spielgeschehen entsteht. Tatsächlich zeigen die Statistiken, dass der Urspung dieses Sports gelebt und keinesfalls verleugnet wird. Der Weicheifaktor der Akteure gilt als bei Null liegend.
Minigolf
Ist die miniaturisierte Version einer anderen Sportart. Erstaunlicherweise nimmt hier die Anzahl der unterschiedlichen Bälle exponentiell zum Grad der Miniaturisierung zu. Die Spieler müssen dagegen nicht kleiner sein, sondern die Größe der Bahnen, die Menge der Schläger und das Volumen der Geldbörse. Ebenso, wie bei der Brudersportart, können sich daher innerhalb der Gemeinschaft der Sporttreibenden sozial homogene und harmonische Gruppen bilden. Die Schnittmenge an Sportlern aus beiden Sportarten ist leer.
Reiten
Bewegung zu Tier (Equus caballus), bei dem das Gewicht des Sporttreibenden von dem des Sportgerätes um durchschnittlich das 8,7‑fache bei Männern und bei Frauen um das 10,8‑fache dominiert wird. Dieses Missverhältnis führt oft zu einer Herrschaftsumkehr, so dass das Sportgerät fortan bestimmt und nicht der Sportler. Erschwerend kommt hinzu, dass alle Pferde einen, für die Sportart unerwünschten, Fluchtreflex haben. Die Risikobereitschaft der Reiter, ihre Sportart trotzdem auszuüben, ruft in großen Teilen der Bevölkerung Erstaunen und allerhöchsten Respekt hervor. Denn merke: „Reiter werden ja immer gebraucht.“ (siehe: Kosakenzipfel)
Schwimmen
Einzige Sportart, bei der nennenswerte Strecken zurück gelegt werden, sich aber der Ausblick alle 25 oder 50m wiederholt. Mehrere Jahre ernsthaften Schwimmtrainings können den Körper stählen, wie kaum eine Sportart sonst. Der intellektuelle Gehalt dieser Zeit befindet sich leider auf der Höhe eines Glases mit klarem Wasser. Im Leistungsbereich versucht man diese Zeit zu verkürzen, indem man möglichst schnell schwimmt.
Tennis
Ist sozusagen das Schwarze-Peter-Spiel des Ballsports, da es darauf ankommt, dass der Ball am Ende nicht im eigenen Feld landet. Falls dies doch passieren sollte, wird es jedoch immer als unhöfliches Benehmen angesehen, wenn man danach seinen Schläger in das gegnerische Feld wirft. Erstaunlicherweise steht Tennis nicht in der Tradition aus einer kriegerischen Disziplin zu stammen. Es war wohl immer schon ein sportlicher Wettkampf, der Spielverlauf aber selbstverständlich begleitet durch Geldeinsätze, Wetten und weitere Amüsements.