Satirisches Wörterbuch der Sportarten von Kai Thöne

Alle | # A C E F G H M R S T
Aktu­ell gibt es 11 Ein­trä­ge in die­sem Verzeichnis
3D-Bogen­schie­ßen
Nach­ah­mung der Jagd mit Pfeil und Bogen, die Frei­beut­ler vor­mals zum Nah­rungs­er­werb durch­führ­ten. Heu­te fin­den bei der Sport­art kei­ne Tötun­gen von Tie­ren statt, so dass auch kein Bra­ten für den hei­mi­schen Topf gewon­nen wer­den kann. Eben­so nach­ah­me­risch wie das Erle­gen ist auch die Geis­tes­hal­tung des Sport­lers, die sich in einer Kon­junk­tiv­schlei­fe dreht. Wahl­spruch: „Wenn ich woll­te, dann könn­te ich ja.“ Die­se Prah­le­rei stößt bei Nicht­aus­übern der Sport­art in der Regel auf wohl­wol­len­des Unverständnis.
Angeln
Von vie­len müde belä­chelt als Mög­lich­keit sei­ne Frei­zeit ohne Ehe­frau, Ehe­mann, Freund:in, etc.etc.etc. in Ruhe an einem mücken­ver­seuch­ten See zu ver­brin­gen. Die­ses weit ver­brei­te­te Vor­ur­teil stimmt selbst­ver­ständ­lich nicht. Die Sport­art ist eine Phi­lo­so­phie mit mehr­stu­fi­ger Erkennt­nis­hier­ar­chie. Stu­fe 1: „Bit­te, lass ihn bei­ßen!“ Stu­fe 2: „Ich gehe erst wie­der nach Hau­se, wenn ich den 1,5m-Wels habe!“ Stu­fe 3: „Ich schmei­ße alles wie­der rein!“ Stu­fe 4: „Ohne Haken ist das Bes­te!“ Stu­fe 5: „Zum Angeln brau­che ich noch nicht mal Was­ser!“. Alle wei­te­ren Stu­fen sind nur noch dem inne­ren Zir­kel des Sports bekannt.
Cross­fit­ness
Copy-und-Pas­te-Sport­art, die auf­grund des mar­ken­recht­lich geschütz­ten Namens eines kom­mer­zi­el­len Anbie­ters, mit einem ähn­lich klin­gen­den auf den­sel­ben Zug der Popu­la­ri­tät auf­sprin­gen will. Tat­säch­lich sind bei­de Sport­ar­ten, die mit dem geschütz­ten Namen und die Cross­fit­ness, als Funk­tio­nel­les Trai­ning zu bezeich­nen. Frei nach dem Mot­to: neue Far­be + neu­es Logo = neue Sportart.
Eltern-Kind-Tur­nen
Streng genom­men ist das Eltern-Kind-Tur­nen fehl­be­nannt, da die anwe­sen­den Eltern, die auch noch nicht ein­mal Eltern sein müs­sen, kei­ner­lei Sport betrei­ben. Es sei denn man zählt das Par­lie­ren in Sport­hal­len neu­er­dings als Sport­art. Gemäß guter sport­li­cher Kame­rad­schafts­tra­di­ti­on wur­den in sol­chen Kur­sen von den Kin­dern bereits Freund­schaf­ten fürs Leben beschlossen.
Fuß­ball
Außer­ge­wöhn­li­che Sport­art, die einen Bipo­den vor die Her­aus­for­de­rung stellt zum Mono­po­den zu wer­den, da das ande­re Bein haupt­säch­lich zum Vor­trieb des Sport­ge­rä­tes benutzt wird. Die sich hier­aus erge­ben­de Dyna­mik kann schwe­re Stür­ze zur Fol­ge haben und soll­te von klein auf geübt wer­den. Übli­cher­wei­se fin­den Regel­ver­stö­ße statt, indem uner­laub­te Kör­per­tei­le für den Umgang mit dem Sport­ge­rät her­an gezo­gen wer­den, um sich so einen Vor­teil gegen­über den kor­rekt Spie­len­den zu ver­schaf­fen. Die­se rebel­li­schen Ges­ten schaff­ten es zu Sti­li­ko­nen der Popu­lär­kul­tur (sie­he: Hand Got­tes). Bis auf eine Min­der­heit ist die gro­ße Men­ge der Zuschau­er die­ser Sport­art aus­schließ­lich in der Lage das Sport­ge­sche­hen zu kon­su­mie­ren und kom­men­tie­ren. Eine eige­ne Aus­übung wird als unfein und daher als undenk­bar ange­se­hen. Eine nen­nens­wer­te Zahl von Zuschau­en ist nach einem Spiel, ohne eige­ne kör­per­li­che Betei­li­gung, nicht mehr in der Lage sich als Bipo­de vom Spiel­ort zu entfernen.
Golf
Eigent­lich der Vor­trieb eines klei­nen Balls (Durch­mes­ser min. 42,672mm) von einer Start­mar­ke zu einem Ziel­punkt (Bahn). Mit­tels unter­schied­li­cher Schlä­ger, die in der Regel beid­hän­dig geführt wer­den. Die übli­che Kom­bi­na­ti­on von ver­schie­de­nen Bah­nen zu einem Platz führt zu einem enor­men Land­schafts­ver­brauch und erheb­li­chen Unter­hal­tungs­auf­wand. Dies wirkt wie ein natür­li­cher Fil­ter auf die Teil­neh­mer, da der Sport­ler, selbst­ver­ständ­lich, die Kos­ten trägt. Ange­neh­mer Neben­ef­fekt ist, dass sich inner­halb der Gemein­schaft der Sport­trei­ben­den sozi­al homo­ge­ne und har­mo­ni­sche Grup­pen bil­den können.
Hand­ball
Eine aus dem Hand­ge­men­ge, Kampf Mann-gegen-Mann, her­vor gegan­ge­ne Sport­art, die mit der Ver­fei­ne­rung der bür­ger­li­chen Lebens­wei­se ein Regel­werk und Sport­ge­rät bekom­men hat. So dass heu­te, ober­fläch­lich betrach­tet, ein Spiel­ge­sche­hen ent­steht. Tat­säch­lich zei­gen die Sta­tis­ti­ken, dass der Urspung die­ses Sports gelebt und kei­nes­falls ver­leug­net wird. Der Weich­ei­fak­tor der Akteu­re gilt als bei Null liegend.
Mini­golf
Ist die minia­tu­ri­sier­te Ver­si­on einer ande­ren Sport­art. Erstaun­li­cher­wei­se nimmt hier die Anzahl der unter­schied­li­chen Bäl­le expo­nen­ti­ell zum Grad der Minia­tu­ri­sie­rung zu. Die Spie­ler müs­sen dage­gen nicht klei­ner sein, son­dern die Grö­ße der Bah­nen, die Men­ge der Schlä­ger und das Volu­men der Geld­bör­se. Eben­so, wie bei der Bru­der­sport­art, kön­nen sich daher inner­halb der Gemein­schaft der Sport­trei­ben­den sozi­al homo­ge­ne und har­mo­ni­sche Grup­pen bil­den. Die Schnitt­men­ge an Sport­lern aus bei­den Sport­ar­ten ist leer.
Rei­ten
Bewe­gung zu Tier (Equus cabal­lus), bei dem das Gewicht des Sport­trei­ben­den von dem des Sport­ge­rä­tes um durch­schnitt­lich das 8,7‑fache bei Män­nern und bei Frau­en um das 10,8‑fache domi­niert wird. Die­ses Miss­ver­hält­nis führt oft zu einer Herr­schafts­um­kehr, so dass das Sport­ge­rät fort­an bestimmt und nicht der Sport­ler. Erschwe­rend kommt hin­zu, dass alle Pfer­de einen, für die Sport­art uner­wünsch­ten, Flucht­re­flex haben. Die Risi­ko­be­reit­schaft der Rei­ter, ihre Sport­art trotz­dem aus­zu­üben, ruft in gro­ßen Tei­len der Bevöl­ke­rung Erstau­nen und aller­höchs­ten Respekt her­vor. Denn mer­ke: „Rei­ter wer­den ja immer gebraucht.“ (sie­he: Kosa­ken­zip­fel)
Schwim­men
Ein­zi­ge Sport­art, bei der nen­nens­wer­te Stre­cken zurück gelegt wer­den, sich aber der Aus­blick alle 25 oder 50m wie­der­holt. Meh­re­re Jah­re ernst­haf­ten Schwimm­trai­nings kön­nen den Kör­per stäh­len, wie kaum eine Sport­art sonst. Der intel­lek­tu­el­le Gehalt die­ser Zeit befin­det sich lei­der auf der Höhe eines Gla­ses mit kla­rem Was­ser. Im Leis­tungs­be­reich ver­sucht man die­se Zeit zu ver­kür­zen, indem man mög­lichst schnell schwimmt.
Ten­nis
Ist sozu­sa­gen das Schwar­ze-Peter-Spiel des Ball­sports, da es dar­auf ankommt, dass der Ball am Ende nicht im eige­nen Feld lan­det. Falls dies doch pas­sie­ren soll­te, wird es jedoch immer als unhöf­li­ches Beneh­men ange­se­hen, wenn man danach sei­nen Schlä­ger in das geg­ne­ri­sche Feld wirft. Erstaun­li­cher­wei­se steht Ten­nis nicht in der Tra­di­ti­on aus einer krie­ge­ri­schen Dis­zi­plin zu stam­men. Es war wohl immer schon ein sport­li­cher Wett­kampf, der Spiel­ver­lauf aber selbst­ver­ständ­lich beglei­tet durch Geld­ein­sät­ze, Wet­ten und wei­te­re Amüsements.